Deutschen Aktien kommen die stabilisierenden Konjunkturmaßnahmen Chinas – die auch auf die Anrainerstaaten positiv ausstrahlen – zugute. Daneben profitiert die deutsche Exportindustrie von der Euro-Abwertungspolitik der EZB. Käme es zu einer US-Zinserhöhung würde der Euro sogar in die Zange genommen und weiter abwerten.
Auch die günstigen Rohstoffpreise sorgen für Margenverbesserungen. Niederschlag finden diese Entwicklungen in einer im Trend verbesserten Gewinnentwicklung seit Anfang 2014. Nach einem vor allem vom China-Schock ausgehenden Kursverfall im Sommer berücksichtigt die Kursentwicklung deutscher Aktien diese fundamentale Aufhellung wieder stärker.
Im internationalen Vergleich zeigt sich das Gewinnwachstum in Deutschland als auch In Europa robuster. Diese fundamentale Stärke dürfte zu einer Outperformance europäischer Aktien führen.
Geldpolitisch, aber auch immer mehr fundamental gerechtfertigt, wird sich die Jahresend-Rallye an den Aktienmärkten im volatilen Trend fortsetzen. Mit einem neuen Allzeithoch im DAX ist vorerst zwar nicht zu rechnen. Ein Jahresendstand deutlich über 11.000 Punkten ist jedoch zu erwarten.
Made in Germany noch gefragt?
Als Handicap müssen sicherlich die Entwicklungen bei Volkswagen betrachtet werden. Nach dem Abgasskandal bei VW-Fahrzeugen wirft die US-Umweltbehörde jetzt auch Audi und Porsche – das sind die Kronjuwelen des Konzerns – vor, bei den Dieselabgaswerten manipuliert zu haben. Und jetzt gibt auch noch der Wolfsburger Konzern zu, dass die Verbrauchswerte von VW-Fahrzeugen tatsächlich höher ausfallen als werksseitig angegeben. Schnellstmögliche Aufklärung und sofortige personelle Konsequenzen bei erwiesenem Fehlverhalten sind das Gebot der Stunde. Auf keinen Fall darf es bei VW zu einem strukturellen Problem kommen, wonach Manipulationsvorwürfe kein Ende nehmen. Insofern darf bei der Aufdeckung kein Stein auf dem anderen bleiben. Vergleichbare Fälle bei anderen Unternehmen zeigen, dass Börse und Kunden Fehltritte verzeihen, wenn eine saubere Aufklärungsarbeit im Sinne von „Lieber ein Ende mit Schrecken als Schrecken ohne Ende“ erfolgt. Gerichtliche Auseinandersetzungen und Konzernentscheidungen in puncto Kapitalerhöhung, Dividendenkürzung bzw. -ausfall und schmerzliche Bereinigungen im Unternehmensportfolio werden VW zwar noch lange begleiten. Wenn aber ein Zustand erreicht ist, der es erlaubt, operativ wieder ordentlich zu arbeiten, hat der Heilungsprozess begonnen.
Kollateralschäden auf die deutsche Industriegüterkultur oder auf „Made in Germany“ sind zwar nicht zu befürchten, wenn deutsche Gründlichkeit bei der Aufklärung an den Tag gelegt wird. Allerdings bleibt abzuwarten, inwieweit die automotive deutsche Nahrungskette, auch mit Blick auf die Zulieferer, beeinträchtigt wird.
Börse Frankfurt DAX Stand am 12.11.2015
Die Volatilität bleibt grundsätzlich weiter deutlich geringer als in früheren Krisenzeiten. Gegen die Inflation an Krisen scheint die Geldpolitik ein wirksames Gegenmittel zu besitzen. Gemäß aktueller Schwankungsbreite des VDAX-New Volatilitätsindex liegt die theoretische Schwankungsbreite beim DAX für die nächsten 30 Handelstage zwischen 11.578 und 10.156 Punkten.
Der vergleichsweise hohe Anteil der Optimisten am US-Aktienmarkt, der auf den höchsten Wert seit Jahresbeginn gestiegen ist und damit deutlich über der oberen Begrenzung der ersten Standardabweichung liegt, liefert als Kontraindikator allerdings Argumente für zwischenzeitliche Aktienkonsolidierungen in den USA.
(Quelle: Baader Bank Robert Halver)
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