Die sich aufhellende globale Konjunkturperspektive sowie das üppige Liquiditätsumfeld bilden die grundsätzliche Basis für eine auch im nächsten Jahr zu erwartende, weltweit positive Entwicklung bei Aktien.
Allerdings birgt auch das Jahr 2014 genügend Störpotenzial. In den USA ist bis 7. Februar eine erneute Anhebung des Schuldenlimits erforderlich. Im Vorfeld der im November 2014 anstehenden US-Zwischenwahlen werden sich insbesondere Politiker der Tea Party-Bewegung diese „Chance“ nicht entgehen lassen, wenn nötig auch auf Kosten des Friedens an den Weltfinanzmärkten ihre politischen Botschaften zu verbreiten.
Zudem könnte die am 25. Mai 2014 anstehende Europawahl euro-kritischen Parteien Aufwind bescheren. Schließlich nehmen die sozialen Spannungen und die hohe Arbeitslosigkeit nicht ab. Euro-politisches Störfeuer ist wohl zu erwarten.
Überhaupt könnten in Euroland die Bemühungen um Strukturreformen zur wirtschaftlichen und Standortgesundung zugunsten einer „Verständnis-Ökonomie“ noch mehr abnehmen. Symptomatisch hierfür ist selbst das politische Deutschland, wo die anstehende Schwarz-rote Regierung in ihren Koalitionsverhandlungen bislang nicht durch Reformbegeisterung aufgefallen ist.
Und auch den volkswirtschaftlichen Transformationsprozess der Schwellenländer dürften Anleger aufmerksam verfolgen. Schließlich gilt es für China & Co. ihre Abhängigkeit von Exporten und öffentlichen Investitionen zu überwinden und ihre Volkswirtschaften über die Förderung des Binnenkonsums und des Mittelstands zu nachhaltigerem Wirtschaftswachstum zu verhelfen. Im Übergang kann es naturgemäß zu konjunkturellen Reibungsverlusten kommen.
Doch gerade wegen dieser Krisenpotenziale hat die internationale Schulden- bzw. Notenbankpolitik keine Möglichkeit, ihre Rettungsaktionen zu reduzieren, geschweige denn zu beenden.
2014 bleibt es dabei: Wo die Not am größten, ist die Finanz- und vor allem Geldpolitik am nächsten. Das Doppelargument für Aktien bleibt uns unter Berücksichtigung zunehmender Kursschwankungen erhalten.
Im IV. Quartal 2013 setzt sich die globale Konjunkturerholung fort. Setzt man laut ifo Institut die Einschätzung der Geschäftslage und der Geschäftserwartungen des Verarbeitenden Gewerbes global zueinander in Beziehung, so hat sich der Aufschwung der Weltwirtschaft nach einer Verschnaufpause im Vorquartal wieder beschleunigt. Sowohl die Geschäftslage als auch die -erwartungen haben sich dabei verbessert. Auch den Schwellenländern scheint die konjunkturelle Stabilisierung zu gelingen. Speziell die mit 10,3 Prozent zum Vorjahr robust wachsende Industrieproduktion in China unterstreicht diese Entwicklung. Weitere Lichtblicke für das ifo Institut sind die robusten Geschäftsaussichten der US-Industrie, die sich offensichtlich unbeeindruckt vom US-Budgetstreit zeigen.
Trotz eines abgeschwächten Wachstums in Euroland von 0,1 Prozent zum Vorquartal wird sich auch die Euro-Wirtschaft im Verlauf von 2014 festigen. Konjunkturelles Zugpferd der Eurozone bleibt hierbei Deutschland, das sich einer zunehmenden Investitionsbereitschaft deutscher Unternehmen und eines robusten Konsums erfreuen wird. Ähnliches gilt für Japan, dass seine Konjunkturerholung nach der Wachstumsdelle im III. Quartal im nächsten Jahr fortsetzen dürfte.
Diesen wirtschaftlichen Erholungsprozess unterstützt die EZB, die mindestens indirekte Konjunkturförderung betreibt: Banken legen das mit 0,25 Prozent zinsgünstige EZB-Geld – weitere Leitzinssenkungen auf bis zu null Prozent inklusive Senkung des EZB-Einlagenzinses hat die EZB nicht ausgeschlossen – in höherrentierliche, 5-jährige, italienische oder spanische Staatsanleihen an und verdienen auf diese Weise bis Fälligkeit der Papiere attraktive 2,4 Prozent Zinsgewinn jährlich völlig risikolos. In der Folge erhöht sich der Absatz neuer nationaler Schuldtitel, was nicht zuletzt auch noch das Renditeniveau drückt. Neue staatliche Konjunkturpakete lassen sich so günstig finanzieren. Dem Ende ihrer zinspolitischen Möglichkeiten kommt die EZB zwar immer näher. Doch sollte die euroländische Konjunkturerholung zukünftig trotzdem nur in Trippelschritten voranschreiten – z.B. wegen Störfeuer aus reformrenitenten Euro-Staaten mit politisch instabiler Führung – bliebe ihr immer noch das schärfste geldpolitische Schwert zur Wirtschaftsstimulierung, der Aufkauf von Staatsanleihen. Wer die kürzliche Senatsanhörung der designierten US-Notenbankpräsidentin Janet Yellen verfolgt hat, wird keinen Zweifel hegen, dass die Fed an ihrem Anleihenaufkaufprogramm vorerst festhalten wird. Zunächst sieht sie nicht die Gefahr von Blasenbildung bei Anlageklassen. Das allein ist ein sehr starkes Signal für eine weitere ultralockere Geldpolitik. Und auch fundamental betrachtet liegen mehrere Wirtschaftsindikatoren deutlich von den von der US-Notenbank angepeilten Zielwerten entfernt, die eine Abschwächung der monatlichen Anleihenaufkäufe nahelegen würden. So liegt die US-Arbeitslosenquote mit aktuell 7,3 Prozent noch deutlich über dem Zielwert von 6,5 Prozent. Zwar zeigt sich der Abwärtstrend im Stellenaufbau mit aktuell 204 Tausend Stellen gestoppt und oberhalb des geldpolitischen Zielwerts von durchschnittlich 200 Tausend. Der für die Fed relevante Durchschnitt der letzten sechs Monate ist allerdings noch vom Zielwert entfernt. Insbesondere der Arbeitsmarkt wird von Frau Yellen als heilige Kuh betrachtet. Die US-Inflationsrate zeigt sich mit aktuell 1,2 Prozent weit vom Zielwert der Fed in Höhe von 2,5 Prozent entfernt. Aufgrund des amerikanischen Nationaltraumas der Deflation werden schwache Preissteigerungen von der US-Notenbank sehr ernst genommen. Einzig das Wirtschaftswachstum in den USA nimmt mit zuletzt 2,8 Prozent zum Vorquartal Kurs auf den geldpolitischen Zielwert von 3 Prozent. Insgesamt halten sich die Argumente für ein „Taper-Off“ der US-Notenbank – einer Verringerung der Liquiditätsneuzuführung – gegenüber einem „Taper-On“ – einer Beibehaltung der derzeit üppigen Liquiditätsdynamik sehr in Grenzen. Grundsätzlich wird Frau Yellen nicht müde zu betonen, dass die US-Wirtschaft auf ihrem Erholungspfad immer noch Hilfe von der US-Notenbank benötigt. Frühestens auf der Zinssitzung Ende März 2014 dürfte eine Drosselung der Anleihenaufkäufe und dann auch nur in homöopathisch kleinen Schritten erfolgen. Bemerkenswert ist auch der neue Vorschlag aus den Reihen der Fed, den Schwellenwert für die Arbeitslosenrate, ab dem man zinspolitisch restriktiv reagieren würde, von 6,5 auf 5,5 herabzusetzen. Damit betont man unmissverständlich die Beibehaltung einer grundsätzlich ultralockeren Zinspolitik auf unabsehbare Zeit. Es gilt im Falle eines tatsächlich stattfindenden Tapering, die Ängste vor Zinserhöhungen zu zerstreuen. Die Finanzmärkte erhalten damit eine besonders wirksame Beruhigungspille. Der Tenor der endenden deutschen Berichtsaison ist vielfach ein positiver Ausblick. Und in der Tat entwickeln sich die deutschen Unternehmensgewinne – auf Basis des MSCI Deutschland Index – stabil. Insbesondere deutsche Technologie- und Pharmawerte verzeichnen eine klar aufwärtsgerichtete Gewinnentwicklung. Auch Industriewerte – als deutsche Kernbranche – setzen ihren leichten Aufwärtstrend fort. Versorger leiden noch unter der Energiewende und Finanzwerte haben mit anhaltendem Gegenwind in punkto zunehmender Regulierung und erhöhter Eigenkapitalvorschriften zu kämpfen. Zwar nimmt die deutsche Ertrags- als auch Substanzbewertung bereits wieder Kurs auf die hohen Bewertungsniveaus vor Ausbruch der Euro-Krise. Jedoch relativieren die wieder steigenden Unternehmensgewinne diese angespannten Verhältnisse. Bis Jahresende hat der DAX das Potenzial, bis auf den Stand von 9.500 Punkten zu klettern. Dafür spricht nicht zuletzt die Saisonalität: Im historischen Rückblick folgten auf starke II. und III. Aktienquartale fast immer auch solide Jahresendspurte. Überhaupt sind viele Anlegergruppen noch gar nicht bzw. nur schwach in Aktien investiert. Gelingt dem DAX charttechnisch der Ausbruch über die obere Grenze des Aufwärtstrendkanals bei derzeit 9.165 Punkten, nimmt der deutsche Leitindex Kurs auf das bisherige Jahreshoch bei 9.193 Punkten. Darüber liegen die nächsten Widerstände bei 9.250 und 9.500 Punkten. Im Falle einer Korrektur im DAX findet der Index bei 8.900, 8.850 und insbesondere an der starken Unterstützung bei 8.770 Punkten Halt. In den USA deutet der Einkaufsmanagerindex der Philadelphia Fed darauf hin, dass sich die US-Konjunkturerholung weiter fortsetzt. Das Protokoll der zurückliegenden Sitzung der Fed dürfte von den Anlegern als weiteres Anzeichen für einen späteren Beginn des Tapering gewertet werden. In Euroland kommt es zum konjunkturellen Stimmungstest. Der Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe in Euroland wird darauf hinweisen, dass sich die Euro-Konjunkturerholung nur in Trippelschritten fortsetzt. Insbesondere die französische Industrie dürfte weiter als Problemkind auffallen. Deutlich besser wird der deutsche Einkaufsmanagerindex ausfallen. Dieses Konjunkturbild dürften sowohl die ZEW Konjunkturerwartungen als auch die ifo Geschäftsklimadaten unterstreichen. Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de