Auf Weihnachtsfeiern und bei Neujahrsempfängen kommen Redner in die Pflicht. Doch häufig sind sie kein Ohrenschmaus. Vielmehr fragen sich die Zuhörer schon nach wenigen Sätzen: Wann wird endlich das Buffet eröffnet?
Der Saal ist geschmückt, das Buffet ist aufgebaut. Und die Gäste sind in eleganter Garderobe erschienen. Dann tritt der Redner ans Pult und spricht die ersten Worte. Alle lauschen gebannt. Doch nach wenigen Sätzen erlahmt ihr Interesse.
Dieses Phänomen kann man in den kommenden Wochen wieder oft beobachten. Denn die Chefansprache gehört ebenso obligatorisch zum Programm einer Weihnachtsfeier wie der Festschmaus. Ähnlich ist es bei Neujahrsempfängen für Kunden, Verbands- und Vereinsmitglieder. Auch hier sind Reden Pflicht – obwohl die Zuhörer sie meist eher als sättigende Beilage denn als Ohrenschmaus empfinden.
Als Redner die Zuhörer als Person ansprechen
Untersuchungen zeigen: Der Erfolg einer Rede hängt vor allem davon ab, ob der Redner den Zuhörern sympathisch ist. Wichtig ist auch die Dramaturgie. Recht gering ist hingegen die Bedeutung des Inhalts, worauf die meisten Redner besonders achten. Daraus folgt: Ein Redner muss vor allem einen Draht zum Publikum finden und seine Inhalte gut verpacken.
Doch wie gewinnt ein Redner die Sympathie der Zuhörer? „Er sollte authentisch wirken und die Rede zu ihm passen“, betont die Managementtrainerin Sabine Prohaska, Wien (A).
„Ein guter Redner nimmt seine Zuhörer mit auf eine Gedankenreise“, erklärt Prohaska – zum Beispiel durch das vergangene Jahr. Also sollte er zunächst erkunden: Was ist der Anlass der Reise? Wohin soll sie gehen? Und wer nimmt daran teil? Erst danach sollte er das Reiseprogramm festlegen. Einen weiteren Tipp hat die Kommunikationstrainerin Dr. Gudrun Fey, Stuttgart (D): „Analysieren Sie im Vorfeld: Wer sitzt mir gegenüber?“ Sind die Zuhörer Mitarbeiter, also Untergebene, sollte die Rede anders konzipiert sein als wenn sie sich an Kollegen wendet. Ebenfalls wichtig: Welche Beziehung besteht zwischen den Zuhörern? Arbeiten sie zum Beispiel im Alltag zusammen? Dann haben sie gemeinsame Erfahrungen, auf die der Redner sich beziehen kann. Sehen sich die Zuhörer hingegen nur ein Mal pro Jahr, „müssen Sie auf andere Elemente zurückgreifen, um einen gemeinsamen Nenner zu finden“, erklärt Gudrun Fey. Etwa die Entwicklung in der Branche.
Ein guter Redner kommuniziert mit seinen Zuhörern –unter anderem, indem er häufig Blickkontakt mit dem Publikum sucht. „Deshalb sollten Sie Ihre Rede so frei wie möglich vortragen“, empfiehlt Gudrun Fey. „Und sprechen Sie die Zuhörer immer wieder persönlich an.“ Doch nicht mit Floskeln wie „Meine sehr verehrten Damen und Herren“. Fey schlägt stattdessen vor, die Zuhörer mit rhetorischen Fragen einzubinden. Sätze wie „Denken Sie zuweilen auch, …?“ oder „Geht es Ihnen wie mir …?“ sind einfache Mittel, mit denen Redner die Aufmerksamkeit des Publikums gewinnen können. Auch eine Prise Humor und Selbstironie schadet nie.
Je kürzer eine Rede ist, umso besser ist sie meist. Eine Rede auf einer Weihnachtsfeier sollte maximal zehn, fünfzehn Minuten dauern. Und sie sollte höchstens drei Kernbotschaften enthalten. Diesen Merksatz gibt Ingo Vogel Rednern mit auf den Weg. Zum Beispiel: Die Arbeitsplätze sind sicher. Unser Unternehmen sieht rosigen Zeiten entgegen. Und: Dass es uns so gut geht, verdanken wir dem Einsatz aller Mitarbeiter.
Für das inhaltliche Planen der Rede empfiehlt Sabine Prohaska die Mindmap-Methode. Schreiben Sie in die Mitte eines Blattes Papier zunächst das Thema oder den Anlass der Rede. Zum Beispiel: „Weihnachtsfeier 2014“ oder „Strategie 2015“. Notieren Sie anschließend entlang von Linien, die von diesem Zentrum ausgehen, alles, was Ihnen zum Thema einfällt. Zum Beispiel: „Umsatzentwicklung“, „Dank an Mitarbeiter“, „Neue Produkte“. Notieren Sie anschließend entlang von Seitenarmen dieser Linien wiederum alles, was Ihnen zu diesen Stichworten einfällt. „So bekommen Sie einen Überblick über die möglichen Inhalte der Rede“, erklärt Prohaska. Und wenn es zu viel wird? „Dann streichen Sie einfach einige Seitenarme.“
Besonders sorgfältig sollten Redner den Anfang und das Ende ihrer Rede planen, rät Ingo Vogel. Denn wie aufmerksam das Publikum zuhört, hängt weitgehend vom Einstieg ab. „Starten Sie zum Beispiel mit einer Anekdote oder einem Witz.“ Danach sollte die Rede wie ein Feuerwerk auf ein großes Finale zustreben, das dem Publikum im Gedächtnis bleibt.
Sicherheit gewinnen Redner vor allem durch eine gute Vorbereitung. Hierzu zählt das laute Üben der Rede. Speziell den Einstieg, das Ende sowie die Übergänge zwischen den einzelnen Passagen sollten Redner so lange üben, bis sie diese im Schlaf aufsagen können. Und noch ein Tipp hat Vogel:
(Autor: Andreas Lutz (Die PRofilBerater GmbH))