baader bank robert halver portrait

Der Kapitalmarktexperte Robert Halver von der Baader Bank stellt seine Prognosen zu den Themen Börse, Wirtschaft und Geldpolitik vor. Insbesondere die Notenbanken betreiben mit ihrer großzügigen Geldpolitik europäische Finanzpolitik.

Das geplante Treffen von Chinas Präsident Xi Jinping höchstpersönlich mit hochrangigen US-Handelsvertretern und einmal mehr versöhnliche Töne von US-Präsident Trump, weitere Zölle China gegenüber ab 1. März um 60 Tage aufschieben zu wollen, um den Handelsgesprächen mehr Zeit zu geben, werden von den Aktienmärkten wohlwollend aufgenommen. Schöne Worte sind aber noch keine schönen Taten.

Zwar wird Trump dem erzielten US-Haushaltskompromiss wohl zustimmen, um einen erneuten Shutdown zu vermeiden, den die Amerikaner vor allem ihm anlasten. Mit dem von ihm geplanten Ausruf des Nationalen Notstands, um die Finanzierung seiner Grenzmauer zu Mexiko doch noch sicherzustellen, wird jedoch die Glaubwürdigkeit der US-Administration auf eine harte Probe gestellt. Die Demokraten reagieren verärgert und kündigen bereits juristische Schritte an. Die ab 1. März anstehenden Verhandlungen über die Erhöhung der US-Schuldenobergrenze, auf die sich der Kongress bis spätestens Frühsommer geeinigt haben muss, stehen so bereits unter einem schlechten Stern.

Den de facto-Stillstand an der Brexit-Front ignorieren die Aktienanleger bislang. Ihre Hoffnung auf eine Einmischung des Parlaments spätestens ab Anfang März, um einen No Deal zu verhindern, ist nach wie vor groß.

 

Anleger profitieren von der EZB Geldpolitik

 

Des Anlegers bester Freund bleibt die freizügige Geldpolitik. Die EZB betreibt de facto europäische Finanzpolitik. Die ernsthafte Diskussion selbst von renommierten Wirtschaftsprofessoren über die Bargeldabschaffung und die Möglichkeit von Helikoptergeld, das die Notenbanken ohne jede Gegenleistung über verschuldeten Staaten abwerfen sollten, zeigt, dass im Bedarfsfall mit geldpolitischen Revolutionen zu rechnen ist, um jedes Systemrisiko zu begrenzen.

Der globale Desinflationstrend, der auch in den USA zuletzt weiter Fahrt aufgenommen hat – Inflationsrate im Januar 1,6 Prozent nach 1,9 im Dezember – liefert hierzu die nötigen Alibis. Einzelne Vertreter der Fed rechnen bereits mit der Einstellung der Liquiditätsrückführungen bis Ende 2019. Die Falken fliegen davon, die Tauben kehren zurück.

Auch wenn auf Sentimentebene die gute Laune der Vorwochen verflogen ist, hält sich laut Robert Halver die schlechte Aktienlaune in Grenzen. Die Bereitschaft zu weiteren Aktienkäufen hat sich zwar abgeschwächt. Eine moderat angestiegene Investitionsquote der US-Fondsmanager spricht jedoch nicht für drohende Panikverkäufe. In den USA befindet sich der Anteil der Optimisten am Aktienmarkt abzüglich des Anteils der Pessimisten in neutralem Terrain und lässt ebenfalls keinen heftigen Ausverkauf erwarten.

 

Charttechnik DAX – wie weit trägt die Erholung?

 

Charttechnisch trifft der DAX bei fortgesetzter Korrektur auf erste Haltelinien bei 11.022 und 10.929 Punkten. Darunter befinden sich die nächsten Unterstützungen bei 10.780 und 10.387. Setzt sich die Erholung fort, trifft der Index bei 11.217 und 11.372 auf erste Widerstände. Können diese überschritten werden, trägt die Erholung bis zu den Barrieren bei 11.519 und 11.696. Erst oberhalb der Marke bei 11.600 Punkten verlässt der DAX den Abwärtsmodus.

robert halver anleger analyse boersendaten 15022019

Robert Halver Wochenausblick für die KW 8 – wie täubisch ist das Sitzungsprotokoll der Fed?

 

In Japan beweisen schwache Inflationszahlen und rückläufige Exportdaten sowie ein nur verhalten positiver Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe die angeschlagene Konjunktursituation.

In den USA unterstreichen die Auftragseingänge langlebiger Güter die nicht einwandfreie Wirtschaftslage und der blutarme Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe der Philadelphia Fed macht wenig Hoffnung auf Besserung. Entsprechend dürften ganz zur Freude der Aktienmärkte die taubenhaften Töne im Sitzungsprotokoll der US-Notenbank (Fed Minutes) klar überwiegen.

In der Eurozone leisten die anhaltend schwächelnden Einkaufsmanagerindices für das Verarbeitende und Dienstleistungsgewerbe sowie die mauen finalen Inflationszahlen Vorschub für eine weiter unbegrenzt lockere Geldpolitik der EZB. Vor allem in Deutschland trübt sich die Konjunkturstimmung gemäß ZEW Konjunkturerwartungen sowie ifo Geschäftsklimadaten ein.