Seinen Ausblick auf die Finanzmärkte plus Einschätzung zum DAX und MDAX präsentiert Robert Halver in seiner Kolumne für Business Personalities. Ein weiteres Thema: Unterschätzt die Börse den Nordkorea-Konflikt? Die Finanzmärkte betrachten den Nordkorea-Konflikt bemerkenswert entspannt.

Offensichtlich haben die vielfachen Schulden-, Banken- und Euro-Probleme der Vergangenheit zu einem Gewöhnungseffekt geführt. Am Ende haben die Geldpolitiker immer verhindert, dass diese finanzpolitischen Krisen zu systemischen Zusammenbrüchen wurden.

Ohnehin, nach den letzten Konjunkturdaten und Einlassungen der EZB und Fed bleibt die Geldpolitik auch zukünftig die Aorta der Finanzmärkte. An Arteriosklerose ist nicht zu denken.

Geopolitische Konflikte sind aber keine finanzpolitischen und daher von Notenbanken nicht zu lösen. Und die Krise in Nordkorea sollte nicht unterschätzt werden. Bisher ist nur ein kalter Krieg zu beobachten, bei dem man sich zwar gegenseitig empört, aber gravierende Folgen ausgeblieben sind. Eine heiße Eskalation ist jedoch nicht ausgeschlossen.

Das Problem ist, dass der nordkoreanische Machthaber nichts zu verlieren hat, wirtschaftlich sogar mit dem Rücken zur Wand steht. Noch schlechter kann es seiner Volkswirtschaft kaum mehr gehen.

 

Nordkorea Konflikt – China sollte verhandeln

 

Leider hat Kim Jong-un auch die ihm schon früher selbst von Amerika gebauten Brücken regelmäßig eingerissen. Ein Einlenken seinerseits jetzt wäre ein dramatischer Gesichtsverlust und könnte ihm sogar mehr als das politische Genick brechen. Umgekehrt kann ihm die Weltgemeinschaft aber auch nicht übermäßig entgegenkommen, um sich nach erfolgreichem Test einer Wasserstoffbombe dann wie einen willfährigen Ochsen durch die Manege führen zu lassen. Auch die Gegenseite hat ein Gesicht zu verlieren.

Zunächst sollte die US-Führung verbal nicht weiter Öl ins Feuer gießen. Vor allem aber ist China als kommunistischer Blutsbruder Nordkoreas gefragt, diesen Konflikt zu besänftigen. Eine zuschauende Haltung Pekings, wie sich Nordkorea und die USA gegenseitig hochschaukeln, ist dieser großen asiatischen Wirtschaftsmacht, die ebenso politische Weltmacht sein will, völlig unwürdig. Im Ernstfall hat Peking geostrategisch am meisten zu verlieren. Ein Zusammenbruch des nordkoreanischen Regimes mit nachfolgender asiatischer Flüchtlingskrise könnte den sozialen Frieden im Reich der Mitte bedrohen. Zudem ist Nordkorea ein wichtiger strategischer Puffer, denn solange Nordkorea existiert, stehen bislang in Südkorea stationierte US-Soldaten nicht direkt an der chinesischen Grenze.

Allerdings ist selbst China in seiner Rolle als Nordkorea-Flüsterer zuletzt wenig erfolgreich gewesen.

Die geopolitische Unsicherheit beflügelt das Interesse an Gold als sicherem Hafen. Dieses Bild ergibt sich auch aus dem spürbaren Anstieg der spekulativen Netto-Long-Positionen am Terminmarkt. Sobald sich eine Lösung im Nordkorea-Konflikt abzeichnen, besteht umgekehrt ebenso deutliches Korrekturpotenzial bei Gold.

 

Charttechnik DAX und MDAX – Die Marke von 12.000 DAX-Punkten hält

 

Charttechnisch verläuft im DAX auf dem Weg nach oben der erste wichtige Widerstand bei aktuell 12.301 Punkten. Wird dieser überschritten, tritt darüber die Marke bei 12.391 in den Vordergrund. Setzt sich die Konsolidierung im DAX fort, verläuft eine erste Unterstützung bei 12.191 und darunter eine weitere, wenn auch schwache, an der 200-Tage-Linie bei aktuell 12.060. Darunter wartet die psychologisch wichtige Auffanglinie bei 12.000 Punkten. Schließlich gibt die Marke bei 11.935 Halt.

 

boerse frankfurt mdax kurs 08092017

(Quelle: Deutsche Börse AG)

Im MDAX verläuft auf der Oberseite der erste wichtige Widerstand bei aktuell 25.262 Punkten. Darüber folgen weitere Barrieren bei 25.369 sowie 25.765. Setzt sich hingegen die Konsolidierung fort, gibt zunächst die Marke bei 24.607 Halt. Darunter liegen schließlich weitere Unterstützungen bei 24.195 sowie 23.635 Punkten.

Der Wochenausblick für die KW 37 - Konjunkturdaten geben Zeit für zinserhöhungspolitische Enthaltsamkeit

In China verdeutlichen die August-Zahlen zu Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätzen eine wieder stabilere Konjunktursituation.

Dagegen signalisieren in den USA blutleere Einzelhandelsumsätze und ein von der University of Michigan veröffentlichtes Verbrauchervertrauen, das sich der Konsum zunehmend von seiner jahresanfänglichen Stärke entfernt. Auch die Industrieproduktion zeigt sich verhalten. Eine kraftlose Konjunktur- und eine im August auch nur moderte Inflationsentwicklung geben der Fed Zeit für zinserhöhungspolitische Enthaltsamkeit.

Auch die Inflationszahlen in Deutschland versetzen die EZB nicht in geldpolitisch-restriktiven Zugzwang.

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG. www.bondboard.de

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