Auf ihrer letzten Sitzung hat die Fed ihre Leitzinsen erneut unangetastet gelassen. Allerdings haben sich laut US-Notenbankpräsidentin Yellen die Argumente für baldige Zinsanhebungen verdichtet. Bedeutet: Die Fortsetzung des Einstiegs in den Ausstieg aus einer üppigen US-Geldpolitik oder auch nicht.
Absurderweise hat die Fed jedoch mit erneut gesenkten US-Wachstumsprojektionen für 2016 (1,8 nach zuvor 2,0 Prozent) und einer ebenso verringerten langfristigen Wachstumseinschätzung (ebenfalls 1,8 auf 2,0 Prozent) diese Zinserhöhungsargumente wieder torpediert. Ohnehin signalisiert die seit einem Jahr schrumpfende US-Industrieproduktion, dass sich das amerikanische Verarbeitende Gewerbe tatsächlich in der Rezession befindet. In derartigen Situationen 2000 und 2007 hat die Fed mit Zinssenkungen reagiert.
US Notenbank Fed – Zinsen hoch oder runter?
US-Notenbankpräsidentin Yellen will es eventuell tun, tut es dann aber nicht: Leitzinsen erhöhen. Wird sie es jemals tun? Langsam aber sicher verwirrt die Fed, wo sie eigentlich als bedeutendste Notenbank klare Kante zeigen sollte: Auf der einen Seite verdichten sich laut Frau Yellen die Argumente für eine Zinserhöhung und auf der anderen Seite senkt die Fed gleichzeitig ihre Wachstums- und Inflationsprognosen. Mit Blick auf die Präsidentschaftswahl im November ist das Thema Zinsangst bis mindestens Dezember auf Eis gelegt. Aufgrund bislang sehr bescheidener konjunktureller Erfolge revolutioniert die Bank of Japan ihre Geldpolitik: Sie strebt eine Inflation deutlich oberhalb ihres Ziels von zwei Prozent an. Insgesamt bleibt die internationale Geldpolitik das, was sie seit 2008 ist: Das entscheidende pro-Argument an den Finanzmärkten.
Ab 2014 hätte die Fed Zinsrestriktionen bei sich stabilisierenden Rohstoffpreisen und besserer weltkonjunktureller Stimmung durchführen können. Dann wäre sie heute mit dem Zinserhöhungsprozess durch, hätte ihre Handlungsfähigkeit und Glaubwürdigkeit bewiesen und würde die real- und finanzwirtschaftlichen Märkte nicht verunsichern. Heute läuft sie dieser „Zeitchance“ hinterher. In diesem Zusammenhang wussten die drei Fed-Mitglieder, die auf der letzten Notenbanksitzung für eine Zinserhöhung plädierten, dass sie mit Blick auf die Präsidentschaftswahl am 8. November erst wieder am 14. Dezember eine Zinserhöhungschance haben. Aber wer weiß schon, welche geopolitischen bzw. weltkonjunkturellen Fakten dann einer Zinserhöhung im Wege stehen? Käme es im Nachgang der US-Wahl zu erhöhter real- bzw. finanzwirtschaftlicher Unsicherheit, muss die Fed ihre Zins-Schaukel-Rhetorik mit Verweis auf „Datenabhängigkeit“ erneut verschieben. Auf jeden Fall sollte sie Abstand nehmen von einer moralischen Zinserhöhung im Dezember. Glaubwürdigkeit als bedeutendste Notenbank der Welt erzielt man nicht durch Symbolpolitik.
Die Fed sollte nicht der zweiten Zinserhöhungs-Chance hinterherlaufen
Die US-Notenbank sollte Fakten schaffen. Sie sollte Zinserhöhungen erst bei tatsächlicher Verbesserung von Konjunkturdaten vollziehen und nicht aufgrund von Prognosen, die in unserer schnelllebigen globalen Finanz- und Konjunkturwelt sehr schnell Makulatur sein können. Die Zeiten mustergültiger konjunkturzyklischer Verläufe sind durch vielfältige globale und politische Einflüsse mittlerweile ähnlich gestört wie der Golfstrom beim Abschmelzen der Nordpolkappe. Tatsächlich mussten Prognosen seit Jahren eher gesenkt als erhöht werden. Es gibt also ein sogenanntes downside risk. Neben dem Blick auf Amerika sollte der Fed auch die verhaltende Weltkonjunktur zu denken geben. Genau diese trägt auch maßgeblich Verantwortung für die schwache Industriestimmung in den USA. Zinspolitische Verunsicherungen verbaler Art befeuern Bedenken vor einer verschärften Wachstumseintrübung in den Schwellenländern und eine Kapitalflucht in die USA. In diesem unsicheren Szenario ist Zins-Vorsicht die erste Pflicht der US-Notenbank.