Der Kapitalmarktexperte der Baader Bank Robert Halver erklärt die aktuelle Marktstimmung an den Börsen und zeigt einen Überblick zu den aktuellen, wirtschaftspolitischen Entwicklungen.
Die Unabhängigkeitsbestrebungen Kataloniens haben an Drohpotenzial für die Finanzmärkte verloren. Nach der Absetzung der Regionalregierung Kataloniens läuft die Machtübernahme durch Madrid bislang reibungslos. Und bei den für den 21. Dezember angekündigten Neuwahlen kommen laut ersten Umfragen die Unabhängigkeits-Anhänger auf keine Mehrheit. Die wirtschaftlichen Schmerzen der Euro-Krise hat man in Katalonien nicht vergessen. Eine Zugabe bei weiterer Verfolgung der Separation will niemand. Lieber spanisch und reich als unabhängig und arm.
Insofern setzt sich der Rückgang politischer Risiken in der Eurozone fort und haben sich die Aktienkursschwankungen laut Euro Stoxx 50 Volatility Index spürbar zurückgebildet.
Politisch, fundamental und geldpolitisch sind die Aktienmärkte insgesamt in guter Verfassung und zeigen eine frühe Jahresend-Rallye.
Die erstmalige Zinserhöhung der Bank of England nach 10 Jahren sollte nicht als Menetekel verstanden werden. Auch durch die vorangegangene Abwertung des britischen Pfunds hatte die Inflation auf oberhalb von zwei Prozent zugelegt. Allerdings hat die Notenbank deutlich gemacht, dass weitere Zinserhöhungen nicht unmittelbar bevorstehen und dass man auch Kollateralschäden des Brexit im Auge behalten muss.
Allerdings wachsen auch an den Aktienmärkten die Bäume nicht in den Himmel. Phasen der Konsolidierung sind einzukalkulieren, die für wieder zunehmende Schwankungen sorgen können. Allerdings ist ein Crash nicht absehbar. Mit Blick auf immer noch unterinvestierte Vermögensverwalter und die anlagetechnische Großwetterlage sind bis Jahresende weitere Kursgewinne zu erwarten. Mit Ansparplänen ist man ohne zu großes Aktien-Risiko dabei.
Charttechnik DAX – Was kommt nach dem Befreiungsschlag?
Charttechnisch verläuft beim DAX auf dem Weg nach oben der wichtige Widerstand am bisherigen Allzeithoch bei 13.489 Punkten. Im Falle von Kursrücksetzern auf hohem Niveau verlaufen erste Unterstützungen zunächst bei 13.431 und 13.342 Punkten. Darunter treten die Haltelinien bei 13.255, 13.187 sowie 13.133 in den Vordergrund. Werden diese unterschritten, muss mit Kursverlusten bis zur Unterstützungen bei 13.064 Punkten gerechnet werden.
In China setzen die Im- und Exportzahlen ihren volatilen Seitwärtstrend fort, vermitteln insgesamt jedoch ein unverdächtiges Wirtschaftsbild.
In den USA signalisieren die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe eine zumindest quantitativ robuste Situation am Arbeitsmarkt. Das von der University of Michigan veröffentlichte Verbrauchervertrauen fällt stabil aus.
In der Eurozone sendet das vom Finanzdatenanbieter Sentix ermittelte Investorenvertrauen erneut zuversichtliche Signale für die Aktienmärkte.
In Deutschland fällt der Dreiklang aus Industrieaufträgen, Industrieproduktion und Exporten nach dem starken Vormonat etwas schwächer aus.
Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AGBaader Bank AG.