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In den USA setzt sich im Rahmen der Berichtsaison für das II. Quartal 2016 der negative Gewinntrend von Corporate America zum fünften Quartal in Folge fort. UND: Die Brexit-Diskussion wird in Sommerurlaub gehen.

Ein positives Gewinnwachstum in der Automobil- und Baubranche sowie bei Versorgern wird dabei von deutlichen Gewinnrückgängen im Energie-, Finanz- und Technologiesektor – den gewichtigsten Branchen im S&P 500 Index – überkompensiert. Insgesamt wurde dieser Dramatik zwar schon im Vorfeld durch gesenkte Gewinnerwartungen entgegengewirkt, so dass „positive“, jedoch wenig aussagekräftige Gewinnüberraschungen an der Tagesordnung sein dürften. Grundsätzlich fehlt US-Aktien jedoch die gewinnseitige Unterstützung.

Die USA bleiben von politischen Krisen weitgehend verschont, so dass das Land vom Status eines sicheren Hafens profitieren kann. Daneben kommt den USA ein wettbewerbs- und marktwirtschaftlich fruchtbarer Nährboden für Investitionen zugute, während sich in Industrieregionen wie Japan oder Europa selbst die freizügigste Geldpolitik als weitgehend kraftlos erweist, die hartnäckigen Konjunkturprobleme, die der wirtschaftspolitischen Vernachlässigung der Standortqualität geschuldet sind, zu mildern. Eine laut Konjunkturbericht der US-Notenbank zumindest halbwegs stabile US-Wirtschaft, die keine weiteren Zinserhöhungen zulässt und insofern keine geldpolitischen Kollateralschäden an den Finanzmärkten hervorruft, sorgt für weitere Unterstützung für US-Aktien, die ihren Ausdruck in neuen Allzeithochs beim S&P 500 und Dow Jones Industrial Average gefunden hat.

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Sicherlich werden die politischen und (finanz-)wirtschaftlichen Börsen ihren Einfluss auf die Aktienmärkte behalten. Auch die italienische Bankenkrise birgt latentes Verunsicherungspotenzial. Die Argumente Zeitgewinn und uneingeschränkte (geld-)politische Rettung, die auch vor Beugung von Stabilitätsregeln nicht Halt macht, werden jedoch von den Finanzmärkten ebenso hoch gewichtet.

Vor diesem Hintergrund zeigt sich der VDAX Volatilitätsindex, der die mögliche DAX-Schwankungsbreite für die nächsten 30 Handelstage misst, bereits deutlich risikoentspannter und liegt ohnehin auf vergleichsweise sehr schwachem Niveau.

 

Charttechnik DAX und Euro Stoxx 50 – Die Erholung hält an

 

Charttechnisch wartet im DAX auf dem Weg nach oben die erste Barriere an der 200-Tage-Linie bei aktuell 10.061 Punkten. Es folgen weitere Widerstände im Bereich zwischen 10.077 und 10.123 sowie bei 10.340 und 10.485. Darüber tritt die nächste Hürde am mittelfristigen Abwärtstrend bei 10.622 Punkten in den Vordergrund. Im Falle einer neuerlichen technischen Reaktion gibt die schwache Unterstützung zwischen 9.701 und 9.660 Punkten Halt. Darunter liegt die breite Unterstützungszone zwischen 9.400 und 9.214, auf die der seit 2009 bestehende langfristige Abwärtstrend bei 9.137 folgt.

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Beim Euro Stoxx 50 liegt nach oben der nächste Widerstand bei 2.904 Punkten. Wird dieser durchbrochen, treten Barrieren im Bereich zwischen 2.990 und 3.000 sowie 3.062 in den Vordergrund. Darüber liegen weitere Widerstände bei 3.086 und 3.106 Punkten. Auf der Unterseite liegt die erste Unterstützung bei 2.800 Punkten. Wird diese unterschritten, müssen weitere Abgaben bis 2.756 und zum Jahrestief bei 2.672 einkalkuliert werden.

 

Der Wochenausblick für die KW 29 – Der Brexit als Fata Morgana

 

Die Brexit-Diskussion wird in Sommerurlaub gehen.

In den USA signalisiert der anhaltende Seitwärtstrend bei Baubeginnen und -genehmigungen eine verhaltene Situation auf dem US-Immobiliensektor. Impulse für die US-Industrie gemäß dem von der Philadelphia Fed veröffentlichten Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe bleiben ebenfalls aus.

In der Eurozone dürfte sich der Brexit im Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe kaum niederschlagen. Entsprechend stabil werden in Deutschland die ZEW Konjunkturerwartungen ausfallen. Die EZB wird auf ihrer geldpolitischen Sitzung zunächst nicht weiter in die Offensive gehen, sondern auf Verbalerotik setzen.

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG.

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