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Die zurückrudernde Zinsrhetorik der Fed verfehlt ihre Wirkung auf den Rohstoffmarkt und auf Edelmetalle nicht. Die Umkehrung der Dollar-Aufwertung hat zur fundamentalen Unterstützung des Goldpreises beigetragen, der sich aus Absicherungsgründen grundsätzlich entgegengesetzt zum US-Dollar entwickelt.

Der Renditennotstand bei Zinsvermögen als größter konkurrierender Anlageform zu Edelmetallen ist ebenfalls ein Argument für die aktuelle Renaissance von Gold. Als sicherer Anlagehafen profitieren sie zudem von einer eingeschränkten Risikobereitschaft der Anleger und geopolitischen Konflikten. Tatsächlich zeigt der seit Anfang 2013 festzustellende Abbau physisch gehaltener Goldbestände börsengehandelter Fonds seit Jahresanfang 2016 eine markante Trendwende. Auch die im I. Quartal 2016 höchsten ETF-Zuflüsse seit sieben Jahren tragen zu den Kursgewinnen bei Gold seit Januar von gut 18 Prozent bei.

Auch Silber-ETF’s verzeichnen sprunghafte Zuflüsse. Neben seinem Edelmetall-Charakter kommt Silber auch seine Funktion als Industriemetall und die allgemeine Renaissance bei Buntmetallen zugute. Silber befindet sich seit Jahresbeginn sogar – wenn auch nur knapp – im Bullenmarkt.

Edelmetalle – keine rasanten Anstiege bei Gold & Co.

Preistreibend wirken nicht zuletzt die Spekulationen auf weiter steigende Edelmetallpreise. Die spekulativen Netto-Long Positionen am Terminmarkt für Gold und Silber befinden sich auf Mehrjahreshochs, was in der Vergangenheit für noch deutlich höhere Preisnotierungen sorgte. Warum bleiben dennoch rasante Anstiege bei Edelmetallen bislang aus?

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Goldbestände im Bundesbank Tresor. Foto Copyright by Deutsche Bundesbank.

Die Zentralbanken haben vor dem Hintergrund ihrer dringend gebotenen Rettungsmission für die Realwirtschaft kein Interesse an einer starken Konkurrenzwährung, die ihre ohnehin zunehmende geldpolitische Ohnmacht in konjunkturellen Fragen noch weiter manifestieren würde. Insofern finden seitens der Notenbanken gnadenlose Goldpreisdrückungen statt, die die fundamental völlig gerechtfertigte Goldhausse verhindern.

Und dennoch bleibt Gold in einer Finanzwelt, wo Stabilitätskriterien längst mit Füßen getreten werden, ein langfristig bedeutender Vermögensbestandteil. Es geht um langfristigen sachkapitalistischen Vermögenserhalt, nicht um kurzfristige Renditeerwirtschaftung. Übrigens, was kann an einem kontinuierlichen Aufbau von Gold falsch sein, wenn Notenbanken selbst nach langjährigem Abbau bis 2009 ihre Goldbestände wieder deutlich aufstocken? Nichts!

Der Autor dieses Artikels ist Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse bei der Baader Bank AG.

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